Die HRV und das autonome Nervensystem (ANS)
Der Herzschlag wird durch das autonome Nervensystem (abgekürzt: ANS) reguliert. Das ANS passt den Aktivierungszustand des Körpers ständig an die aktuelle Situation an, um bestmöglich auf die Anforderungen in der Umwelt reagieren zu können. Es gibt zwei komplementäre Funktionsbereiche des ANS, welche für diese autonome Regulierung zuständig sind: Sympathikus und Parasympathikus. In einer Gefahrensituation wird der Herzschlag beschleunigt und das generelle Erregungsniveau hochgefahren, um den Körper auf Kampf oder Flucht (“fight or flight”) vorzubereiten. Dafür ist der Sympathikus zuständig. Wenn hingegen keine Gefahr droht, kann der Körper sich entspannen (“rest and digest”) und der Herzschlag verlangsamt sich. Für diese Entspannung ist der Parasympathikus verantwortlich. Die Aktivierung von Sympathikus und Parasympathikus folgt jedoch nicht dem Prinzip eines Nullsummenspiels. Das heißt, wenn die Aktivität des Parasympathikus hochgefahren wird, heißt das nicht, dass automatisch die Aktivität des Sympathikus runtergefahren wird. Es handelt sich um ein komplexeres Zusammenspiel dieser beiden Funktionsbereiche, welches letztendlich den Aktivierungszustand des Körpers bestimmt.
Die Aktivität des ANS ist nicht unmittelbar messbar. Jedoch kann die Herzratenvariabilität ein Indikator dafür sein, d.h. einen Hinweis bzgl. der Aktivität des ANS geben. Eine besondere Rolle in diesem Zusammenhang spielt die respiratorische Sinusarrhythmie. Die Variation der Herzschläge mit der Atmung spiegelt insbesondere die Parasympathikusaktivität wider. Je größer die Veränderungen im Puls mit dem Ein- und Ausatmen sind, desto aktiver ist der Parasympathikus. Das heißt, dass die Herzratenvariabilität bzw. die respiratorische Sinusarrhythmie Auskunft darüber geben kann, wie entspannt der Körper gerade ist.